Aminatas langer Weg zur AIDS-Hilfe Aachen

Das Team der AIDS-Hilfe Aachen kann sich seit Oktober des letzten Jahres über einen weiblichen Neuzugang namens Aminata freuen. Aminata kommt ursprünglich aus Burkina Faso und hat einen abenteuerlichen Weg hinter sich. Die Liebe führte sie nach Deutschland. Damals – das muss ungefähr 2000 gewesen sein - lernte sie ihren heutigen Mann kennen, als dieser seinen Zivildienst in Afrika absolvierte. Sie hielten die Verbindung, auch als er nach Deutschland zurückkehrte. Was als Freundschaft begann, mündete nach drei Jahren in einer (Fern-) Beziehung und wiederum drei Jahre später zog Aminata zu ihrem Freund nach Aachen. Hier angekommen, blieb sie nicht lange untätig, sondern begann sogleich, die Sprache zu lernen und machte ihr Abitur nach. Sie hatte auch in Burkina Faso eine Schule besucht, war jedoch nicht mehr im Besitz der entsprechenden Unterlagen, um dies hier auch nachweisen zu können. Also wiederholte sie die 9. und 10. Klasse hier und machte dann bis zur Fachhochschulreife weiter. Unterbrochen wurde dieser Lernschwung 2009, als ihr erster Sohn zur Welt kam. Ihm zuliebe legte sie ein Jahr Pause ein, so dass sie 2014 ihre Abiturprüfungen erfolgreich abschloss.

Aus einem heute für sie nicht mehr ganz nachvollziehbaren Grund begann sie dann eine Ausbildung als Werkstoffprüferin für Kunststoff. Aber Kunststoff? Das war es dann doch nicht, hier fehlte ihr die menschliche Komponente, so dass sie diese Ausbildung nach einem Jahr abbrach.

In Burkina Faso hatte sie bereits eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Das passte eher. Während der praktischen Phasen dieser Lehrzeit besuchte sie immer wieder die Menschen in kleineren Dörfern und versuchte, sie über HIV und Aids zu informieren. Es handelte sich dabei weniger um eine Beratung als um Aufklärungsarbeit. Sie erfuhr damals viel Widerstand, die Menschen hielten alles für Angstmacherei aus dem Westen und nahmen HIV nicht ernst. Es war Basisarbeit – mit ihrer heutigen Arbeit in der AIDS-Hilfe Aachen überhaupt nicht zu vergleichen.

Sie erinnerte sich jedoch gerne an diese Zeit und versuchte nun in Aachen, speziell bei der Aidshilfe und Pro Familia, eine Arbeits- bzw. eine Ausbildungsstelle zu finden. Beratung und Aufklärung waren die Standbeine, auf die sie ihre Arbeit stützen wollte. Das hatten ihr auch die Plastikteilchen klar gemacht… In der Zwischenzeit kam auch ihr zweiter Sohn auf die Welt. 2018 schließlich berichtete ihr ein Freund von der freien Arbeitsstelle bei der AIDS-Hilfe Aachen und sie bewarb sich sofort. 

Seit Oktober 2018 also ist sie für die AIDS-Hilfe Aachen in den Bereichen Migration, Netzwerkaufbau, Frauen- und Sexarbeit zuständig. Sie nimmt an den landesweiten Vernetzungstreffen von XXelle Rheinland teil und arbeitet daran, mit anderen örtlichen und regionalen Institutionen gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen zu initiieren und zu festigen. So gibt es in Aachen beispielsweise ein jährliches Afrikafestival, an dem sie mit ihren Kooperationspartner*innen einen Stand organisieren möchte. Sie repräsentiert XXelle u. a. im Frauennetzwerk in der Städteregion Aachen, das sich für die Stärkung der Frauenpositionen in allen Lebensbereichen einsetzt.

Innerhalb der XXelle Rheinland-Vernetzung hat sie bereits im November 2018 mit ihrer Frauengruppe eine Tour zum Internationalen Buffet in die Aidshilfe Köln unternommen. Natürlich tauscht sie sich auch hier bei den regelmäßigen Treffen mit ihren Kolleg*innen aus und arbeitet mit ihnen an gemeinsamen Veranstaltungen und Strategien.

Die von Aminata begleitete Frauengruppe der AIDS-Hilfe Aachen trifft sich alle sechs bis acht Wochen. Sie ist sehr gemischt, sowohl was die Nationalitäten als auch was das Alter und/oder der Wissens- und Erfahrungsstand der Teilnehmerinnen und der Zeitpunkt ihrer Diagnose betrifft. Ideale Voraussetzungen für eine Selbsthilfegruppe, die vom Austausch und dem gegenseitigen Empowerment lebt.

In Rahmen ihrer Streetworkarbeit besucht Aminata alle zwei Wochen Sexarbeiter*innen an ihren Arbeitsplätzen, tauscht sich mit ihnen aus, berät und unterstützt sie, wo es gebraucht wird. Natürlich geht es hier längst nicht nur um reine Aufklärungsarbeit, wie damals in Afrika. Das Wissen um die HIV-Infektion ist mittlerweile größtenteils vorhanden. Stattdessen stehen Diskriminierung und Stigmatisierung mehr im Vordergrund.

Ihre Arbeit im Bereich der Migration findet noch – Aminata ist ja erst wenige Monate dabei - vorwiegend bei den Frauen mit afrikanischem Kulturhintergrund statt. Das ist nicht leicht, denn hier bestehen viele Ängste. Die afrikanische Community ist einerseits Halt und daher von enormer Bedeutung für die Frauen. Andererseits löst sie erhebliche Ängste vor einem Outing in diesem Rahmen aus, Ängste vor den Reaktionen, vor Diskriminierung und Ausschluss. Aber: "Wenn man sich versteckt, woher will man dann wissen, dass man KEINE Unterstützung erfährt?" sagt Aminata im Gespräch. Dennoch ist es fast unmöglich, diese Frauen vonseiten einer Aidshilfe zu erreichen und geht in der Regel nur über Frauen, die eine kennen, die eine kennt, die dort auch hingeht.

Aminata ist begeistert von den Fortbildungsmöglichkeiten, die ihr in der AIDS-Hilfe Aachen geboten werden. Sie konnte in dieser kurzen Zeit bereits an zahlreichen Seminaren und Workshops teilnehmen und hat dadurch viele Menschen und Sichtweisen kennengelernt. Aktuell ist derzeit das Thema "n = n" (die Unmöglichkeit der Ansteckung bei einer Viruslast unter 0 und einer konsequenten Therapieeinhaltung). Das ist nichts Neues, muss dennoch vielen Menschen auch jetzt noch nahegebracht werden.

"Die Arbeit hier in der AIDS-Hilfe Aachen ist genau das, was ich immer gesucht habe!" fasst Aminata zusammen und schwärmt dabei von ihrem Frauen-Wärmflaschen-Büro und dem kunterbunten Bereich, den sie gefunden hat.

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