2015-09-04: Sexual health and sexual rights for all! Welttag der sexuellen Gesundheit

Welttag Sexuelle GesundheitDer Welttag der sexuellen Gesundheit 2015 steht unter dem Motto „Sexual health and sexual rights for all!“ Das ist eine Forderung, der wir uns gerne anschließen! Sexuelle Gesundheit –wie auch Gesundheit im Allgemeinen - verstehen wir heute nicht mehr nur auf der medizinisch-körperlichen Ebene. Es geht hierbei nicht nur um das Fehlen von Infektion und Krankheit. Sexuelle Gesundheit umfasst ein ganzes Spektrum an geistigen, gesundheitlichen, gesellschaftlichen, psychosozialen und individuellen Aspekten. Sie braucht rechtliche, wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen um sich zu entfalten.

Aber wie gestalten sich diese für die Frauen in Deutschland?
Das Robert Koch-Institut hat ermittelt, dass die Zahl der Neuinfektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) in Deutschland seit Jahren steigt. Auch bei den Frauen. Das betrifft nicht nur HIV und Aids. Syphilis beispielsweise, eine tot geglaubte Infektion, ist in Deutschland wieder auf dem Vormarsch.
Warum? Wir beschränken uns an dieser Stelle auf die naheliegenden Gründe, nämlich:
- mangelnde Information bzw. zu hochschwelliger Zugang zu Informationen über Verbreitungswege und Präventionsmaßnahmen
- kaum oder gar kein Zugang zum Gesundheitssystem
- sexualisierte Gewalt

Die angesprochenen wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen entwickeln sich für zahlreiche Frauen in Deutschland tendenziell eher negativ. Prävention und Beratung findet in erster Linie nur für besonders gefährdete Zielgruppen oder im Rahmen der Familienplanung statt. Auch nimmt die Zahl der Menschen, die aufgrund von Sprachbarrieren, mangelnder Bildung oder einem ungesicherten Aufenthaltsstatus keinen oder nur einen erschwerten Zugang zu beratenden wie medizinischen Angeboten haben, derzeit stark zu.

Hinzu kommt im ländlichen Raum eine eher ungenügende und noch dazu rückläufige wohnortnahe medizinische Versorgungssituation. Und gerade hier lebt ein Großteil der Frauen mit HIV. Viele der ohnehin spärlich verteilten Schwerpunktpraxen schließen in den nächsten Jahren aus Altersgründen. Großstadt-Ambulanzen mit entsprechend infektiologisch geschultem Personal sind schwer erreichbar für diejenigen, die sich oft nicht einmal den Fahrpreis leisten können. Eine engmaschige Kontrolle ist unter diesen Umständen für viele Frauen mit und ohne HIV/Aids kaum realisierbar.

Dem rein medizinisch-finanziellen Aspekt folgt der psychosoziale. Denn es geht natürlich auch um Beratung und Hilfestellung, um Angst und Stigmatisierung. Eine Vernetzung von Medizin und Beratung, eine Anlaufstelle für alle Bereiche der sexuellen Gesundheit, einen solchen ganzheitlichen Ansatz findet man in Großbritannien in den sogenannten „GUM-Kliniken“. Die Kliniken für Genital- und Urinal-Medizin bieten kostenfrei und auf Wunsch auch anonym Beratungen zu sexuellen Problemen und spezielle Sprechstunden für Sexarbeiterinnen oder für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, die bei Bedarf von medizinischen und psychotherapeutischen Behandlungen flankiert werden.

Zum Welttag der sexuellen Gesundheit fordern wir einmal mehr auch für Deutschland Strukturen, die an die gesellschaftliche und gesundheitliche Entwicklung angepasst sind. Wir fordern niedrigschwellige Zugänge zur STI-Prävention und eine flächendeckende medizinische Versorgung.

Die World Association for Sexual Health (WAS) hat im Jahr 2010 den Welttag der sexuellen Gesundheit ins Leben gerufen. Weitere Informationen zur World Association for Sexual Health unter worldsexology.org.

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